1996: Die Befristeten

von Elias Canetti

Jeder, der in Canettis utopischem Staat geboren wird, bekommt bei seiner Geburt das Maß seiner Jahre zugewiesen und stirbt auch tatsächlich zu der ihm bestimmten Zeit. Bei seiner Geburt wird ihm eine Kapsel umgehängt, die er nicht zu öffnen vermag, und die erst nach seinem Tod der höchste Beamte des Staates, der Kapselan, aufschließt. Jeder führt als Namen die Zahl des Jahres, in dem er seinen letzten Augenblick erleben wird. 24 Schattenfiguren bevölkern diesen Staat der Befristeten. Durch die Gewissheit des letzten Augenblicks ist den Menschen die Lebensangst genommen; sie können ruhig ihr Dasein planen, Mord und Selbstmord sind unmöglich. Sind die Menschen damit glücklicher geworden? Der Staat bejaht es, und die Menschen sprechen die gängigen Parolen brav nach. Wie in jeder Gesellschaftsform bilden sich auch hier Klassen. Die mit den hohen Lebensaltern gehören zu den Oberen, die mit den geringen zu den Niederen. Das raffiniert ausgesonnene Gedankenspiel benennt ein Thema, das trotz seiner spukhaften Ausgefallenheit manche Perspektiven, die uns angehen, eröffnet: von Macht und Wahn, der Angst vor dem Tod, von dem auf die Spitze getriebenen Ideologienstaat.

Die Eine / Zweite Frau   Almuth Heck
Die Andere / Frau 43   Birgit Hölzer
Mutter 32   Bianca Wieland
Mädchen 70   Sibylle Sina
Fünfzig   Henning Koehler
Freundin   Claudia Kröhl
Doktor 46 / Junger Herr 28   Thilo Peters
Kapselan   Mirko Knoche
Großmutter   Stefanie Krause
Enkelin   Isabella Calvano
Frau 44   Ariane Kisselmann
Zehn / Erste Alte 93   Uli Hinderer
Erste Kollegin   Vera Höfele
Zweite Kollegin   Inga Koehler
Sie / Erste Dame   Franziska Hauser
Er   Valentin Seeger
Junge Frau   Salome Bender
Junger Herr 88   Manuel Waltz
Zweite Alte 96   Iris Neumann
     
Technik   Oliver Bruns / Stephan Weber
     
Regie   Birgit Voigt