2007: Ein gewisser Herr Bothwell

James Hepburn Earl of Bothwell, der dritte und letzte Gatte der weltberühmten Schottenkönigin Maria Stuart liegt gut erhalten in der Grabgruft der Pfarrkirche zu Faarvejle in Dänemark. Eine Besuchergruppe unterschiedlichen Alters und sozialer Herkunft  lauscht den Ausführungen der Küsterin. Diese bezieht ihre historischen Kenntnisse aus den Schriften der bekannten Stuart-Biographin Bertha Piscator. Bothwell wird als „bedenkenloser Frauenverführer“, als „treulos“ und „lasterhaft“ charakterisiert. Kurz: als „eine Kreatur ohne Mitleid und Gewissen und wahrscheinlich Lastern verfallen, die sogar der Unmoralische unmoralisch nennt.“ Als am Ende der Führung  die Schriftstellerin Piscator höchstpersönlich überraschend auftaucht und sich zur Übernachtung in Faarvejle entschließt, entwickeln die von ihr einst verachteten und nun nicht erkannten Schauspieler einen Plan. „Die Geschichtsschreibung ist wie die Kunst: Propaganda!“  Worauf gründen sich geschichtswissenschaftliche Feststellungen? Welche Quellen sind überhaupt glaubhaft? „Weltgeschichtliche Wahrheiten leben, weil die Toten schweigen. (…) Doch auch die Toten haben das Recht auf Wahrheit!“