Jeder, der in Canettis utopischem Staat geboren wird, bekommt bei seiner Geburt das Maß seiner Jahre zugewiesen und stirbt auch tatsächlich zu der ihm bestimmten Zeit. Bei seiner Geburt wird ihm eine Kapsel umgehängt, die er nicht zu öffnen vermag, und die erst nach seinem Tod der höchste Beamte des Staates, der Kapselan, aufschließt. Jeder führt als Namen die Zahl des Jahres, in dem er seinen letzten Augenblick erleben wird. 24 Schattenfiguren bevölkern diesen Staat der Befristeten. Durch die Gewissheit des letzten Augenblicks ist den Menschen die Lebensangst genommen; sie können ruhig ihr Dasein planen, Mord und Selbstmord sind unmöglich. Sind die Menschen damit glücklicher geworden? Der Staat bejaht es, und die Menschen sprechen die gängigen Parolen brav nach. Wie in jeder Gesellschaftsform bilden sich auch hier Klassen. Die mit den hohen Lebensaltern gehören zu den Oberen, die mit den geringen zu den Niederen. Das raffiniert ausgesonnene Gedankenspiel benennt ein Thema, das trotz seiner spukhaften Ausgefallenheit manche Perspektiven, die uns angehen, eröffnet: von Macht und Wahn, der Angst vor dem Tod, von dem auf die Spitze getriebenen Ideologienstaat.
Die Eine / Zweite Frau | Almuth Heck | |
Die Andere / Frau 43 | Birgit Hölzer | |
Mutter 32 | Bianca Wieland | |
Mädchen 70 | Sibylle Sina | |
Fünfzig | Henning Koehler | |
Freundin | Claudia Kröhl | |
Doktor 46 / Junger Herr 28 | Thilo Peters | |
Kapselan | Mirko Knoche | |
Großmutter | Stefanie Krause | |
Enkelin | Isabella Calvano | |
Frau 44 | Ariane Kisselmann | |
Zehn / Erste Alte 93 | Uli Hinderer | |
Erste Kollegin | Vera Höfele | |
Zweite Kollegin | Inga Koehler | |
Sie / Erste Dame | Franziska Hauser | |
Er | Valentin Seeger | |
Junge Frau | Salome Bender | |
Junger Herr 88 | Manuel Waltz | |
Zweite Alte 96 | Iris Neumann | |
Technik | Oliver Bruns / Stephan Weber | |
Regie | Birgit Voigt |